Ergoteam - Praxis für Ergotherapie

 

Aufmerksamkeits- Defizit- (Hyperaktivitäts-) Syndrom


Oder was "Zappelphilipp" und "Hans-guck-in-die-Luft" mit unserem heutigen Leben zu tun haben

Manche Kinder sind lebhafter als andere und jedes Kind ist irgendwann einmal sehr unruhig oder kann sich nicht konzentrieren und lässt sich leicht ablenken. Kinder und Jugendliche mit ADHS unterscheiden sich von Kindern mit diesen ganz normalen Entwicklungserscheinungen in dem Ausmaß und der Stärke ihrer Probleme. Sie haben im Vergleich zu anderen Kindern gleichen Alters ausgeprägte Auffälligkeiten in drei Kernbereichen.

Sie fallen auf durch:
  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwächen
    Den Kindern fällt es sehr schwer, begonnene Tätigkeiten zu Ende zu bringen, sie können sich nur nur für kurze Zeit auf eine Sache konzentrieren und sie lassen sich leicht ablenken.
  • impulsives Verhalten
    Die Kinder neigen dazu, plötzlich und ohne zu überlegen zu handeln. Sie folgen ihren ersten Einfällen und bedenken nicht die Folgen. Sie beginnen Hausaufgaben, ohne sich die Aufgabe genau durchzulesen; sie platzen mit Antworten heraus, bevor Fragen zu Ende gestellt sind und Sie unterbrechen andere häufig.
  • eine ausgeprägte Unruhe
    Die Kinder können im Unterricht, bei den Hausaufgaben oder während des Mittagessens nicht ruhig sitzen bleiben. Sie stehen auf und stören. Manchmal wirken sie wie getrieben. Die körperliche Unruhe lässt im Jugendalter nach.
Diese Auffälligkeiten sind üblicherweise in verschiedenen Lebensbereichen zu beobachten - in der Familie, im Kindergarten oder in der Schule und bei Freizeitaktivitäten mit Gleichaltrigen. Typischerweise treten die Probleme verstärkt in solchen Situationen auf, in denen von den Kindern eine längere Ausdauer erwartet wird, beispielsweise im Unterricht, bei den Hausaufgaben oder beim Essen. Die beschriebenen Probleme können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Sie müssen jedoch vor dem 7 Lebensjahr aufreten und mindestens seit einem halben Jahr bestehen.

Häufig, aber nicht immer treten Auffälligkeiten in allen drei oben genannten Kernbereichen auf. Es gibt verschiedene Unterformen von ADS, nämlich:
  • ADS, die hauptsächlich durch Aufmerksamkeitsschwächen aber weniger durch Impulsivität und motorische Unruhe gekennzeichnet sind - "Träumerchen"
  • ADHS, die hauptsächlich durch Impulsivität und motorische Unruhe und weniger durch Aufmerksamkeitsschwäche auffallen - "die Hyperaktiven", dafür steht auch das "H"
  • ADHS mit Auffälligkeiten in allen drei Kernbereichen (Mischtyp)

Wenn ein Kind Unruhe, Konzentrationsschwierigkeiten und impulsives Verhalten zeigt, dann heißt das nicht automatisch, dass eine ADHS vorliegt, weil diese Auffälligkeiten auch bei anderen Störungen oder Belastungen auftreten können. Deshalb ist für eine Diagnose eine genaue Differentialdiagnostik durch einen Kinderarzt und/oder Psychologen mit ADS- Erfahrung notwendig.

ADS - Eine Modekrankheit?

ADS ist eine Stoffwechselstörung des Gehirns mit Auswirkungen auf die Informationsverarbeitung und wird vererbt. Schon 1846 beschrieb der Psychiater Heinrich Hoffmann in seinem Buch "Der Struwwelpeter" die Geschichte vom Zappelphilip und dem Hans-guck-in-die-Luft.

Das heißt: ADS ist kein Erziehungsfehler und keine gewollte Marotte der Kinder!

Hier einige Gründe warum Aufmerksamkeitsstörungen heutzutage zunehmen:
  • Überreizung durch Medienkonsum
  • Problematische Vorbilder durch Medien
  • Kinderkummer z.B. durch Trennung oder Scheidung der Eltern
  • Unstrukturiertheit der Umgebung
  • Mangel an Bewegung und Bewegungserfahrung
  • Schnelligkeit und Dichte unseres Alltags und seinen Anforderungen
  • Überforderung auch durch Erwartungen des Bildungssystems

ADS, ist eigentlich eine wertfreie Persönlichkeitsvariante. Nur in Kombination mit oben genannten Gründen bekommt es immer häufiger Krankheitswert. Diese reizoffenen, reizfilterschwachen und impulsiven Kinder kommen in unserer Zeit der Vielbereizung und Hektik oft schlecht zurecht.

Bei Verdacht auf ADS bei Ihrem Kind wenden Sie sich zur Abklärung bzw. Differentialdiagnostik entweder an den schulpsychologischen Dienst, eine ADS-Beratungsstelle, einen Kinderarzt oder Psychotherapeuten, der sich mit dieser Problematik gut auskennt. Gemeinsam mit Ihnen als Eltern werden die Möglichkeiten der Therapie gesucht, die Ihr Kind und sie als Familie am besten unterstützen.

Dies könnten sein: Information und Beratung der Eltern und des Umfeldes, Elterntraining, Ergotherapie, Neurofeedback, Psychomotorik, verhaltestherapeutische Psychotherapie für Kinder und Jugendliche und falls angezeigt durch einen Kinderarzt verordnet medikamentöse Behandlung.

Wichtig ist zu wissen, dass ADS nicht heilbar ist, sondern dass durch Information und Beratung der Eltern und durch gute Zusammenarbeit mit dem Umfeld, es den Kindern ermöglicht wird, ihre auch vorhandenen Stärken zu leben und mit den an sie gestellten Anforderungen zurecht zukornmen.